Drei-Sekunden-Regel und mehr: Ist an diesen Küchen-Mythen etwas dran?

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In Sachen Ernährung kursieren viele Mythen, die wir oft als Wahrheit akzeptieren. Gerade wenn es um Hygiene geht, sollte man manchmal allerdings genauer hinsehen, um potenzielle Risiken zu vermeiden und die Gesundheit zu schützen. Hier vier Mythen rund ums Essen, deren Wahrheitsgehalt oft zwischen Gutgläubigkeit und starkem Immunsystem liegt.

Bakterien vermeiden? Fleisch vor dem Kochen waschen

Viele Menschen glauben, dass das Waschen von rohem Fleisch vor dem Kochen hilft, Bakterien zu entfernen und das Risiko von Krankheiten zu verringern – Experten raten jedoch davon ab. Heidrun Schubert, Ernährungsexpertin bei der Verbraucherzentrale Bayern, erklärt etwa dem Radiosender “Bayern 1“, dass das Abwaschen von Fleisch nicht nur unnötig, sondern auch gefährlich sein kann. Demzufolge könne das Versprühen von Bakterien beim Spülen von Fleisch sogar eine Kontamination im gesamten Küchenbereich erhöhen: Denn Wasser aus dem Hahn ist nicht heiß genug, um Bakterien effektiv abzutöten. Stattdessen werden mögliche Erreger im Spülbecken und weiteren Teilen der Küche verteilt. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Keime über andere Lebensmittel aufgenommen werden. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte das Fleisch stattdessen gründlich kochen, um schädliche Mikroorganismen abzutöten.

Lebensmittel vom Boden: “Die Drei-Sekunden-Regel”

Lebensmittel, die nur kurze Zeit auf dem Boden liegen, können noch unbedenklich verzehrt werden: mit der “Drei-Sekunden-Regel”. Experten wie der Mikrobiologe Prof. Dr. Dirk Bockmühl warnen allerdings davor, sich bedenkenlos an diese Regel zu halten. Der “Süddeutschen Zeitung” erklärte Bockmühl, dass dafür der Oberflächenkontakt entscheidend sei: Ein glatter Boden überträgt mehr Bakterien als ein sauberer Teppich. Lebensmittel mit hoher Feuchtigkeit, wie Fleisch und Gurken, bieten Bakterien zudem mehr Angriffsfläche als trockene Lebensmittel. Deshalb sei es ratsam, sich “bei einem Missgeschick auf den Teppich zu flüchten” und feuchte Lebensmittel genauer unter die Lupe zu nehmen. Ob aber heruntergefallene Lebensmittel, die nur wenige Sekunden auf dem Boden gelegen haben, tatsächlich noch genießbar und gesundheitlich unbedenklich sind, ist wissenschaftlich nicht belegt.

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Kurz nicht aufgepasst: Verbrannt oder noch genießbar?

“Ach, das geht doch noch”, heißt es nicht selten, wenn die Bratwurst zu lange auf dem Grill lag. Es geht aber leider nicht und ist zudem auch ungesund: Denn angebranntes Essen steht laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) im Verdacht, krebserregende Stoffe wie Acrylamid zu enthalten, die bei hohen Temperaturen entstehen. Der Schadstoffgehalt sei demnach umso höher, je dunkler die Oberfläche ist. Um das Risiko zu verringern, wird empfohlen, Fleisch nicht zu stark zu braten oder zu grillen, Rauch- und Flammenbildung zu vermeiden und Fleisch nicht direkt über offenem Feuer zu garen. Verkohlte Stellen an Pizza, Bratwurst, Toast und Co. sollten vor dem Verzehr daher großzügig abgeschnitten werden.

Achtung Unwetter: Milch verdirbt bei Gewitter

Ein weiterer Hygiene-Mythos besagt, dass Milch bei Gewitter schlecht wird. Dieser Aberglaube beruht auf der Annahme, dass elektrische Ladungen in der Luft die Milch verderben lassen und sie “sauer” wird. Eines ist jedenfalls klar: In Zeiten, in denen es noch keine Kühlschränke gab, kam das häufiger vor. Zwar verdirbt ungekühlte Milch auch heute schnell – wenn es draußen warm ist und die Milch offen und ungekühlt steht, kann sie sogar schon nach wenigen Stunden schlecht werden. Doch ein Gewitter hat dabei keinen direkten Einfluss auf die Haltbarkeit von Milch oder anderen Lebensmitteln im Kühlschrank. Die Haltbarkeit wird hauptsächlich durch die Temperaturkontrolle und die Hygiene während der Lagerung bestimmt: Deshalb sollte Milch immer im Kühlschrank aufbewahrt werden, wo sie vor Hitze und Licht geschützt ist – dann bleibt sie frisch und genießbar.

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