Fit und gesund bis ins hohe Alter zu sein – wer wünscht sich das nicht? Das zu erreichen, “ist eine lebenslange Aufgabe”, sagt Dr. Horst Hohmuth. Der Facharzt für Urologie, Andrologie und Sportmedizin nimmt in seinem Buch “100 Fragen an deinen Urologen” seine Patienten mit auf eine Reise durch die vier Säulen der Männergesundheit – mit dem von ihm entwickelten Menfit-Konzept.
Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erklärt er, warum Gesundheitsvorsorge bereits im Jugendalter beginnen sollte und wie sein Konzept zur Verbesserung des Lebensstils beitragen kann.
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Sie haben das Menfit-Konzept entwickelt: Was steckt dahinter?
Dr. Horst Hohmuth: Die vier Säulen des Menfit-Konzepts beinhalten Prävention, gesunde Ernährung, regelmäßige körperliche sowie sexuelle Aktivität. Inspiriert wurde ich von den Ärzten im alten China, bei denen die Ärzte für gesunde Patienten bezahlt wurden und die Kranken auf eigene Kosten behandeln mussten. Dieses System zielte darauf ab, durch Anleitung zu einem gesunden Lebenswandel Krankheitsrisiken zu reduzieren und zu minimieren – damit man möglichst wenige Krankheiten hatte.
Was hat Sie dazu bewegt, die vier Säulen der Männergesundheit zu entwickeln?
Dr. Hohmuth: Als Urologe, Androloge und Sportmediziner hat es mich bewogen, Patienten bei der Verbesserung ihres Lebensstils zu unterstützen, um Krankheitsrisiken zu reduzieren und Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Einer der Gründe, warum ich dieses Konzept ins Leben gerufen habe, ist die Bedeutung der Prävention – mit der Ernährung. Durch einen gesunden Lebensstil kann man das Risiko einer schweren Erkrankung verringern und auch im Alter fit und leistungsfähig bleiben. Das sind Prävention- und Vorsorgemaßnahmen, die schon im Jugendalter beginnen. Es ist eine lebenslange Aufgabe.
Warum ist gerade die Prävention aus Ihrer Sicht so wichtig?
Dr. Hohmuth: Wenn man sich die Häufung der Erkrankungen anschaut und in Erwägung zieht, dass die Todesursache Nummer eins in Deutschland die Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind, dann sind das häufig auch Erkrankungen, die durch den Lebensstil in einer Wohlstandsgesellschaft ausgelöst und auch verstärkt werden. Und deshalb brauchen wir diese Leitlinien. Durch eine rechtzeitige Früherkennung kann dann eine Behandlung eingeleitet werden – und im Frühstadium einer Krebserkrankung zum Beispiel kann dann auch eine Heilung in Aussicht gestellt werden. Die meisten Menschen wissen das nicht.
Haben Sie konkrete Tipps zur Prävention, die Männer im Alltag beachten können?
Dr. Hohmuth: Junge Männer zwischen 16 und 45 Jahren sollten einmal im Monat systematisch ihre Hoden abtasten und auf Veränderungen an der Oberfläche achten – das geht manchmal ganz einfach und kostengünstig über Social Media, wie ich es auch anbiete. Ein weiteres Beispiel für Prävention ist die Prostatakrebsvorsorge für Männer ab 45 Jahren, die sehr wichtig ist, da dies die häufigste Krebsart in dieser Altersgruppe ist. Außerdem sollten bei Risikofaktoren wie Rauchen oder Schadstoffbelastung regelmäßig Blasenkrebs-Screenings und Urinkontrollen durchgeführt werden. Das sind die Vorsorgemaßnahmen in unserem Fachbereich.
Was empfehlen Sie hinsichtlich gesunder Ernährung?
Dr. Hohmuth: Basierend auf wissenschaftlichen Studien habe ich Ernährungsempfehlungen zusammengestellt, die das Risiko für Prostatakrebs senken: Sie basieren auf der mediterranen und südostasiatischen Küche. Wichtige Lebensmittel sind gekochte Tomaten, Granatäpfel, Kurkuma in Kombination mit schwarzem Pfeffer und Chilischoten. Auf Instagram zeige ich auch einen antioxidativen Mix für die Prostata, bestehend aus einem Glas Tomatensaft mit einer Messerspitze Kurkuma und einer Prise schwarzem Pfeffer.
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Haben Sie spezifische Empfehlungen für sportliche und sexuelle Aktivität?
Dr. Hohmuth: Studienbasierte Empfehlungen umfassen dreimal pro Woche 30 Minuten Krafttraining und 30 Minuten Ausdauertraining. Das Ausdauertraining sollte idealerweise als Intervalltraining durchgeführt werden, um die kardiopulmonale Leistungsfähigkeit zu verbessern. Krafttraining ist wichtig, um die Muskelmasse und damit den Grundumsatz sowie den Testosteronspiegel zu erhöhen. Bei der sexuellen Aktivität gilt der Grundsatz “use it or lose it”. Regelmäßige Ejakulation senkt das Prostatakrebsrisiko. Auch Masturbation kann eine private Möglichkeit sein, sexuell aktiv zu bleiben und einer Prostatitis vorzubeugen.
Sie erwähnten die Wechseljahre des Mannes in Ihrem Buch. Welche Symptome treten dabei häufig auf und wann sollten Männer einen Urologen aufsuchen?
Dr. Hohmuth: Klassische Symptome eines Testosteronmangels sind Libidoverlust, Antriebslosigkeit, Energielosigkeit, Gewichtszunahme ohne veränderte Essgewohnheiten sowie Stimmungsschwankungen bis hin zu Depressionen. Bei Verdacht auf Testosteronmangel ist es wichtig, einen Urologen aufzusuchen, da ein klinisch relevanter Hypogonadismus, also Testosterondefizit, oft leicht zu beheben ist und die Lebensqualität erheblich verbessern kann.
Warum ist die Urologie aber auch für Frauen von Bedeutung?
Dr. Hohmuth: Rund 40 Prozent unserer Klienten sind Frauen – oft mit Themen wie rezidivierenden Harnwegsinfekten. Das kann auch schon bei jungen Frauen der Fall sein, die jedes Mal nach dem Sex eine Blasenentzündung bekommen. Aber auch Nierensteine, Blut im Urin und Tumorerkrankungen betreffen Frauen. Zudem gibt es bei Frauen in der Menopause häufig Inkontinenzprobleme, die die Lebensqualität beeinträchtigen können. Deswegen haben wir auch einen relativ hohen Anteil an Frauen in unserem Patientengut – aber auch Kinder gehören dazu.
Was sind wichtige Aspekte der Kinderurologie?
Dr. Hohmuth: Die Kinderurologie ist eigentlich eine Subspezialisierung in der Urologie. Wichtig ist, dass der Descensus testis, also die Wanderung der Hoden aus der Bauchhöhle in den Hodensack, rechtzeitig erfolgt – das muss bis zum Ende des ersten Lebensjahres abgeschlossen sein. Eine Verzögerung kann sonst zu Fruchtbarkeitsstörungen führen. Ein Alarmsymptom für alle Eltern sind aber Harnwegsinfekte bei Kindern: Wiederkehrende Harnwegsinfekte sind häufig ein Symptom, das auf Fehlbildungen wie Refluxerkrankungen hinweisen kann, die aber behandelbar sind. Werden sie jedoch nicht erkannt, können sekundäre Schäden an den Nieren auftreten.
Wie sieht es mit Schamgefühl aus, ist das aus Ihrer Sicht heute noch ein Thema?
Dr. Hohmuth: Mein Buch soll dazu beitragen, diese Tabus zu brechen und Schamgefühle zu nehmen. Man lernt damit eigentlich, dass man darüber ganz offen sprechen kann, dass wir auch die fachliche Anlaufstelle sind für diese Vielfalt an Themen, die den Körper, die Sexualität und den Genitalbereich betreffen. Die Scham ist bei vielen Menschen heute aber auch gar nicht mehr so ausgeprägt, über sexuelle Probleme zu sprechen, wie das früher mal war.
(che/spot)
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