Corona-Krise ist für Mia Julia “eine finanzielle Katastrophe”

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Mia Julia (l.) und Frenzy bilden das neue Duo SchoKKverliebt. / Quelle: Ali Kanaan

Das neue Partyduo SchoKKverliebt veröffentlicht sein Debütalbum – mit dem passenden Titel “Porno”. Die Sängerinnen Mia Julia (33) und Frenzy haben ihre Kollaboration im Jahr 2020 nach mehreren Jahren Zusammenarbeit offiziell gemacht. Wie die beiden mit Kritik umgehen und was die Corona-Krise für die Partyszene bedeutet, verrät Mia Julia im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news.

Wie kamen Sie auf den Namen SchoKKverliebt?

Mia Julia: Wir haben lange überlegt, was zu uns passen würde. Als wir zusammen im Studio den ersten Track aufgenommen hatten, waren wir immer noch namenlos. Unser Manager beobachtete uns, als wir im Studio einfach mal wieder maßlos eskaliert sind, und sagte: “Ich hab’ es, ich habe euch angeschaut und war sofort schockverliebt”. So war uns der Name aber zu sweet – nicht falsch verstehen, das können wir auch sein – aber wir wollten auf jeden Fall noch unsere “Böse Mädchen”-Seite mit reinbringen und so kam es zu den zwei harten KK im Namen.

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Warum haben Sie sich dazu entschlossen, Ihre Kollaboration nach einigen Jahren nun offiziell zu machen?

Mia Julia: Frenzy und ich haben ja bereits 2019 zusammen einen Song im Mallorca-Style mit dem Titel “Wir sind Wir” gemacht. Wir sind beste Freundinnen geworden und lieben es gemeinsam auf der Bühne die Fans zum Eskalieren zu bringen. Wir wollten dieses Jahr das Ganze wiederholen und haben so einen weiteren Song aufgenommen. Wir steigerten uns rein und es machte so viel Spaß, dass jetzt rein zufällig ein ganzes Album daraus geworden ist. Und wenn es eine Zeit zum Ausprobieren und “einfach mal machen” gibt, dann ist das jetzt die Zeit. Normalerweise spielen Frenzy und ich ohne Corona jeden Tag unsere Gigs auf verschiedenen Veranstaltungen, da hätten wir für so ein Projekt gar keine Zeit.

Werden Sie Ihre Solo-Karrieren nun an den Nagel hängen?

Mia Julia: Auf gar keinen Fall! Mein Solo-Album sollte in diesem Jahr ganz groß rauskommen. Aber es ergibt einfach keinen Sinn, gerade ein Party-Lifestyle-Album im Mia-Style herauszubringen ohne jegliche Art von Events, Veranstaltungen und Clubs. Wir haben jetzt alles über den Haufen geworfen und fangen im September noch mal komplett bei null an. Meine Fans dürfen sich im Frühjahr 2021 auf das wohl beste Mia-Album aller Zeiten freuen.

Bekommen Sie manchmal Kritik für Ihre oft zweideutigen Songtexte oder Ihre freizügigen Outfits?

Mia Julia: Natürlich passiert das, aber es ist ein ganz geringer Teil und ich freue mich ja auch über Kritik. Es ist bekannt, dass ich mal Pornos gedreht habe, gerne über meinen erotischen Lifestyle rede und vor allem ab und zu gerne anecke. Ich habe seit wenigen Wochen auch einen Account bei “onlyfans”, auch hier werde ich einen Schritt weiter gehen. Ich muss nicht allen gefallen, aber ich lasse es mir auch nicht nehmen, einfach mal zu tun, was ich will, auch wenn ich dafür mal “aufs Maul” bekomme. Ich passe in keine Schublade, also krieche ich erst gar nicht rein.

Das Jahr 2020 ist wegen der Coronavirus-Pandemie besonders hart für die Partyszene. Wie sehr sind Sie davon finanziell betroffen?

Mia Julia: Für Künstler, die wie ich vom Live-Geschäft leben, ist es eine finanzielle Katastrophe, anders kann man es nicht sagen. Bis auf wenige Autokinos und kleinere, je nach Auflagen spielbare Events sind unsere Einnahmen aus dem Live-Geschäft nahezu zu 100 Prozent weggebrochen. Die Ungewissheit, wann es denn wieder möglich sein wird, vor größerem Publikum zu spielen, macht das Ganze noch schlimmer.

Ich möchte nicht jammern, selbstverständlich konnten wir uns über die Jahre ein kleines Polster aufbauen, wovon wir jetzt leben und versuchen, unsere zwei fest angestellten Mitarbeiter sowie unsere Firma mit allen Fixkosten am Laufen zu halten. Ich habe immer gesagt: “Ich bin nicht pleite, ich habe Angst um meine Existenz”. Die Frage, die zwischen Gut und Böse entscheiden wird, ist: “Halten wir so lange durch?” Eine Frage, die uns derzeit verständlicherweise keiner beantworten kann.

Clubs in Deutschland sind immer noch weitgehend geschlossen. Wie bewerten Sie diese Situation?

Mia Julia: Dramatisch, für die komplette Event-, Musik- und Entertainment-Szene. Es stehen so viele Arbeitsplätze und Existenzen auf dem Spiel. Auch bei uns schwindet die Hoffnung täglich, dass wir wenigstens im Winter eine Tour durch die Clubs machen können.

Momentan treten Sie vor allem in Autokinos auf. Wie schaffen Sie es, dort genauso viel Stimmung zu verbreiten wie sonst?

Mia Julia: Bereits im April hat mein Management zusammen mit örtlichen Veranstaltern das Konzept des “Autokino Party Events” unter Einhaltung aller Sicherheits- und Hygieneauflagen erfolgreich ausgearbeitet. Wir waren sehr skeptisch, aber wollten uns ein eigenes Bild verschaffen. Mittlerweile haben wir mehr als 15 Autokino-Party-Konzerte gespielt und niemand aus unserem Team möchte nur einen Auftritt missen. Wir spürten so eine enorme Dankbarkeit und Liebe bei den Fans, dass wir pausenlos Gänsehaut hatten. Vielen Dank alle Fans, die diese Tour mit uns erlebt haben.

Was halten Sie von der derzeitigen Situation und den Beschränkungen auf Mallorca?

Mia Julia: Für Mallorca ist die Situation natürlich hoch dramatisch. Durch die Reisewarnung wurde der eh bereits minimalistische Tourismus in diesem Jahr noch weiter runtergefahren. Ich mache mir Sorgen um viele Existenzen. Was wir nicht vergessen dürfen, ist, dass der lange und harte Winter ohne Einkommen erst noch bevorsteht.

Glauben Sie, dass der Ballermann vor dem Aus steht?

Mia Julia: Wir können da wirklich nur rätseln. Meine Vermutung ist, dass es der klassische Ballermann, so wie wir ihn kennen, mehr als schwer haben wird in den nächsten Jahren. Ich bin mir sicher, dass weiterhin gefeiert wird, nur auf eine Art und Weise, die wir so noch nicht absehen können. Ich kann mir vorstellen, dass es von der Massenveranstaltung hin zu einer Kneipen- und Club-Kultur gehen wird. Aber wie gesagt, das ist alles nicht mehr als ein Blick in die Glaskugel.

(tae/spot)

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