Ina Müller: “Was Sport angeht, habe ich wirklich tausend Ausreden”

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Ina Müller ist mit ihrem Album “55” zurück. / Quelle: Sandra Ludewig

Ina Müller (“Ich bin die”) ist im Juli 55 Jahre alt geworden. Ihr neues Album, das am Freitag (20. November) erscheint, trägt als Titel genau diese Zahl. Auf dem Longplayer singt sie unter anderem übers Sportmachen und Rauchen. Warum das Nichtrauchergesetz für Ina Müller eine Erlösung war, warum sie beim Sport tausend Ausreden findet und wie es ist, mit ihrem Partner Johannes Oerding (38, “Konturen”) zusammenzuarbeiten, hat sie im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news verraten. Außerdem spricht die Sängerin und Moderatorin über die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Musikbranche und ihre eigene Late-Night-Show “Inas Nacht”.

Im Song “Laufen” geht es ums Sportmachen und ums Altern. Macht Ihnen Ihr Alter zu schaffen?

Ina Müller: Mir macht eher die Bocklosigkeit auf Sport zu schaffen. Ich bekomme es nicht hin, eine Sportart zu finden, die für mich den großen Lebenssinn hat. Ich kann nicht sagen: Leute, seitdem ich laufen gehe, bin ich ein anderer Mensch. Das Problem ist: Wenn man älter wird, muss man sich einfach mehr bewegen. Wenn wir alle so alt werden, wie wir mutmaßen, dann sollte man fit bleiben. Ich habe schon alles ausprobiert, Yoga, Pilates, Schwimmen, aber das war’s alles nicht.

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Ich neige dazu, mir schon vorher alle Utensilien zu besorgen: Schuhe, Trikot usw., damit ich gleich loslegen kann. Was ich schon an Geld für nichtbenutzte Sportartikel ausgegeben habe, ist wirklich enorm. Ich habe viel mehr Spaß dabei, im Bett Schokolade zu essen und mir online Sportsachen zu bestellen, als den Sport dann wirklich zu machen und durchzuziehen. Was Sport angeht, habe ich wirklich tausend Ausreden.

Auf Ihrem Album gibt es auch einen Song über das Rauchen. Wie kam es dazu?

Müller: Zuvor möchte ich sagen, dass das absolut kein Liebeslied an die Zigarette ist. Rauchen ist scheiße und wird es auch immer sein. Die heutige Generation kann echt froh sein, dass Rauchen so uncool geworden ist. Als ich jung war, war Rauchen leider cool. Mein Leben wäre anders verlaufen, wenn ich nicht geraucht hätte. Und darum geht es in dem Lied. Durch das Rauchen hat sich mein Freundeskreis ergeben. Wenn man mit einer Kollegin zum Rauchen rausgeht, erzählt man sich ja auch immer private Dinge. Dann ist man eher mit dieser Kollegin befreundet als mit der, die in der Mittagspause drinnen bleibt.

Sind Sie noch starke Raucherin?

Müller: Nein. Für mich war das Nichtrauchergesetz wie eine Erlösung. Da war mir klar: Zum Rauchen rausgehen, das mache ich nicht. Jetzt rauche ich nur noch in bestimmten Momenten. Ich hatte im Vorhinein auch ein bisschen Angst, den Song zu veröffentlichten, weil ich keinen Shitstorm wollte. Wenn man ein Lied übers Rauchen schreibt, ist das vorprogrammiert. Nach dem Motto: “Vielen Dank, Frau Müller, ich fand Sie ja immer toll, aber mein Mann starb vor zehn Jahren an Lungenkrebs. Schönes Leben noch, ich bin raus!” Wie gesagt, es ist wirklich kein Liebeslied ans Rauchen.

Johannes Oerding hat die Musik bei vielen Songs gemacht. Wie ist es denn, als Paar zusammenzuarbeiten?

Müller: Das ist super. Wir kennen uns schon so lange. Da kann man auch einfach mal sagen: Nee, so nicht. Das würde ich bei anderen Komponisten so nicht machen, da lobt man erst mal und dann kommt ganz langsam die Kritik. Johannes und ich können da schneller und besser miteinander reden. Es macht sehr viel Spaß, sich so gut zu kennen und dann zusammen Musik zu machen. Das gilt übrigens umgekehrt genauso. Ich könnte auch mit niemandem in einer Beziehung sein, der mich immer nur lobt.

Was halten Sie vom Teil-Lockdown im November und den Reaktionen in der Kulturbranche?

Müller: Ich stehe total hinter dem Aufruf der Kultur zu sagen: Bitte lasst uns nicht fallen, wir brauchen Hilfe, wir brauchen Geld. Wir Künstler verstehen alle, warum die Corona-Maßnahmen nötig sind. Aber wir brauchen eine Perspektive. Wenn Geld versprochen wird, muss es auch gezahlt werden. Ich habe mich bei vielen Gewerken umgehört, die sonst mit mir auf Tour sind und die alle momentan nicht arbeiten können.

Es ist ganz unterschiedlich, die einen sagen, es klappt super, die anderen sagen, sie hätten bis heute kein Geld gesehen. Wenn das von Bundesland zu Bundesland so unterschiedlich läuft, tut mir das für viele wirklich leid. Man bringt Kultur und Geld immer ungern zusammen, aber ohne läuft nichts. Die Menschen brauchen Geld zum Leben, um wenigstens ihre Miete und Lebensmittel bezahlen zu können. Ich hoffe für alle, dass wir im Sommer wenigstens wieder Open-Air-Festivals haben werden.

“Inas Nacht” leidet ebenfalls unter den Corona-Maßnahmen. Wie wirkt sich das aus?

Müller: “Inas Nacht” war alles, was wir im Sommer nicht durften. Man durfte nicht singen, musizieren oder drinnen eng zusammensitzen. Wir haben dann einen guten Kompromiss gefunden. Die Alternative wäre gewesen, die Sendung gar nicht zu machen und das wäre sehr schade gewesen. Am Anfang hatten wir gar kein Publikum, dann durften wir auf sieben Leute erhöhen. Alles, was mit Singen zu tun hatte, haben wir draußen stattfinden lassen. Wir haben immer 1,5 Meter Abstand gehalten.

Ich mochte die Sendungen so auch sehr gerne, aber man merkt im Vergleich zu alten Sendungen einen Temperaturunterschied. Die Distanz hat auch ihre Vorteile, da ist es leichter nochmal nachzuhaken. Es ist dann mehr ein Gespräch und weniger Kumpelei, Nase an Nase auf der Bank. Trotzdem würde ich im nächsten Jahr gerne wieder von dieser Distanz weg, hin zu mehr Geselligkeit. Bitte, bitte!

(tae/spot)

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