Ronnie Wood: Sein schwerer Weg aus der Drogen- und Alkoholsucht

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The-Rolling-Stones-Gitarrist Ron Wood (73) kann nicht nur auf eine jahrzehntelange erfolgreiche Musikerkarriere zurückblicken, sondern auch auf ähnlich lange Alkohol- und Drogenkarriere. “Ich habe immer den riskanten und gefährlichen Weg gewählt”, sagt er in der Doku “Ronnie Wood – Somebody Up There Likes Me” (Kinostart am 9. Juli). Bereits in einer der ersten Szenen zeigt sich jedoch, dass aus dem unbesonnenen Lebemann ein reflektierter, erfahrener und ziemlich sympathischer Mann und Familienvater geworden ist.

Wundersame Heilungen

Ganz zu Beginn des Films sieht man Ron, Ronnie oder Woody, wie er genannt wird, beim Zeichnen, dazu klassische Piano-Musik. Ein ungewohnter und beeindruckender Anblick, der sich wiederholen wird. Dann erzählt er von zwei wundersamen Heilungen: von der Drogen- und Alkoholsucht und vom Lungenkrebs. Als der Krebs verschwunden sei, habe er gedacht: “Sombody up there likes me” (Dt. “Irgendjemand da oben mag mich”). Der Arzt habe nach der Operation zu ihm gesagt, seine Lunge sei jetzt wieder so, als hätte er nie geraucht. Dabei seien es “25/30 Zigaretten am Tag, mindestens seit 50 Jahren” gewesen.

Motivation Familie

Und auch hier unten wird er geliebt, unter anderem von seiner dritten und aktuellen Ehefrau (seit 2012) Sally Wood (42), mit der er die Zwillinge Gracie und Alice (4) hat. Eine weitere Tochter und drei Söhne stammen aus seinen ersten beiden Ehen (1971-1978, 1985-2011). “Wir wollen mit Ronnie zusammen sein und er will, dass wir bei ihm sind. So funktioniert es für uns am besten”, sagt Sally an einer Stelle des Films. Dazu sieht man Papa Ron mit den kleinen Zwillingen auf dem Schoss. Sally weiter: “Ich glaube, er ist nüchtern besser.” Es ist nicht schwer, zu erahnen, dass er die Süchte für seine junge Familie überwinden wollte.

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“Mick hat ihn nie aufgegeben”

Irgendwann habe Ron Wood “einfach nüchtern sein” wollen und einen weiteren “mutigen Schritt” gewagt – diesmal für sich selbst. Dabei halft ihm auch sein Bandkollege Mick Jagger (76). “Mick hat ihn nie aufgegeben”, bestätigt Drummer Charlie Watts (79). Keith Richards (76) und Ex-Jeff-Beck-Group-Bandkollege Rod Stewart (75), der Künstler Damien Hirst (55) und Woods Entdeckung, die Sängerin Imelda May (45), kommen in dem Film ebenfalls zu Wort. Sie erzählen von seinem Talent, Trunkenheitsdramen und dem künstlerischen Konflikt zwischen Musik und Malerei.

Fazit

“Ronnie Wood – Somebody Up There Likes Me” ist selbstverständlich Pflichtprogramm für Fans von Ron Wood, den Rolling Stones und Musikerdokus. Doch auch einfach nur musikgeschichtlich Interessierte wird eine Kinokarte nicht reuen, denn der Protagonist zählt zu den einflussreichsten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Außerdem lebte er ein nahezu prototypisches Rockstarleben seiner Zeit – Familiendramen, unfassbare Frisuren und Styles inklusive.

Der Film ist aber auch eine interessante Studie zum Thema Älterwerden. Wenn es mit Weiserwerden einhergeht, ist es offenbar etwas Gutes. “In meinem Kopf bin ich immer noch 29. 70 zu sein, ist irgendwie surreal”, sagt Ronnie. “Ich habe nicht damit gerechnet, dass die Zeit so schnell vergeht.” Er würde aber nichts anders machen, sagt er, “nur vielleicht mit etwas offeneren Augen” durchs Leben gehen.

Die Musik kommt in der Doku natürlich ebenfalls nicht zu kurz. Es sind aber nicht die Stones-Gassenhauer – wer die hören will, sollte sich lieber die Konzertdoku “Shine a Light” (2008) von Star-Regisseur Martin Scorsese (77) zu Gemüte führen.

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