“Tatort: In der Familie”: So wird der zweite Teil der Jubiläumsfolge

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Peter Faber (Jörg Hartmann) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl, r.) nehmen Kontakt zu Domenico Palladio (Paolo Sassanelli, Mitte) auf. / Quelle: BR/WDR/X Filme Creative Pool GmbH/Hagen Keller

Von Dortmund nach München: Mit einem Paukenschlag geht es in die zweite Runde des Jubiläumskrimis “Tatort: In der Familie” (6.12., 20:15 Uhr, das Erste). Nachdem die “Tatort”-Urgesteine Ivo Batic (Miroslav Nemec, 66) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl, 62) im ersten Teil des Krimis (29.11.) die Dortmunder Kollegen Peter Faber (Jörg Hartmann, 51) und Martina Bönisch (Anna Schudt, 46) besuchten, geht es dieses Mal in die bayerische Landeshauptstadt. Dort warten Gewalt, Dreck und ein fulminanter Showdown auf die Zuschauer.

Das geschah im ersten Teil

Luca Modica (Beniamino Brogi) führt mit seiner Ehefrau Juliane (Antje Traue, 39) und Tochter Sofia (Emma Preisendanz, geb. 2002) eine kleine Pizzeria in Dortmund. Dort erhalten sie regelmäßig Kokain-Lieferungen der kalabrischen Mafia ‘Ndrangheta. Mit einer Lieferung taucht Pippo Mauro (Emiliano de Martino) auf, der in München einen Mord begangen hat und bei der Familie untertauchen soll. Doch Juliane möchte die illegalen Geschäfte hinter sich lassen und kooperiert mit den Dortmunder Ermittlern Faber, Bönisch, Dalay (Aylin Tezel, 27) und Pawlak (Rick Okon, 31), die das Restaurant bereits observieren.

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Die Münchner Kollegen Batic und Leitmayr reisen ebenfalls nach Dortmund, um Mauro für den Mord zur Rechenschaft zu ziehen. Doch die Dortmunder wollen erst mehr über die Hintergrundorganisation der Mafiafamilie erfahren, bevor sie zugreifen. Dann gerät die Lage außer Kontrolle: Juliane gesteht ihrem Mann, dass sie ein Abhörgerät trägt. Als die Mafia durch eine Unachtsamkeit davon erfährt, wird Luca vor die Wahl gestellt: Er muss seine Ehefrau umbringen oder alle werden getötet – auch Tochter Sofia. Er erwürgt Juliane und flieht.

Darum geht’s im zweiten Teil von “In der Familie”

Luca, Pippo und Sofia tauchen nach den Vorfällen in Dortmund in München unter. Sie warten in der bayrischen Landeshauptstadt darauf, nach Kalabrien weiterreisen zu können. Dabei sind die drei abhängig vom italienischen Unternehmer Domenico Palladio (Paolo Sassanelli, 62), einem hochrangigen Mitglied der ‘Ndrangheta. Er nutzt Luca und Pippo für seine Zwecke und gibt den beiden immer wieder Aufträge. Unter anderem sollen sie Drogengeld in der Bauwirtschaft weißwaschen. Doch Pippo und Luca machen schon bald einen Fehler, der die Kommissare Batic und Leitmayr auf den Plan ruft.

Sie nehmen die Spur der drei Flüchtigen auf. Auch Faber hat noch eine Rechnung offen und begibt sich nach München. Währenddessen leidet Sofia darunter, dass ihre Mutter die Familie an die Polizei verraten hat. Laut ihrem Vater ist sie in einem Zeugenschutzprogramm und untergetaucht. Verzweifelt versucht die 17-Jährige Kontakt zu ihr aufzunehmen. Dadurch wird sie für Palladio zur Gefahr. Ein Wettlauf um Sofias Leben beginnt…

Lohnt sich das Einschalten?

Absolut! Wer den brutalen Cliffhanger in Teil eins gesehen hat, dürfte unbedingt wissen wollen, wie es weitergeht. Während im ersten Teil ganz klar die Ermittler im Fokus stehen, ändert sich in München die Perspektive. Die minderjährige Tochter Sofia rückt in den Mittelpunkt der Geschichte – Schauspielerin Emma Preisendanz stemmt das mit großer Intensität.

Nicht nur der Fokus verändert sich im zweiten Teil, in Sachen Kameraführung und Bildgestaltung heben sich die beiden Filme ebenfalls deutlich voneinander ab. Das hat auch einen Grund: Während Dominik Graf (68) die Regie im ersten Teil übernahm, ist nun Pia Strietmann (42) an der Reihe. Statt eines klassischen Krimis bekommen die Zuschauer von ihr eine Tragödie serviert, bei der die Kommissare Batic, Leitmayr und Faber fast wie Nebenfiguren wirken: Sie haben im ersten Teil der Crossover-Doppelfolge einen großen Fehler gemacht, stehen nun am Spielfeldrand und können nur dabei zusehen, wie das Drama seinen Lauf nimmt.

Einen kleinen Wermutstropfen gibt es im zweiten Teil für alle Fans des Dortmunder Teams, denn nur Faber ist zu sehen. “Am Ende musste einfach Platz für die wirkliche Geschichte gemacht werden und da haben drei Kommissare einfach gereicht”, zeigt Anna Schudt im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news Verständnis für die Entscheidung. Und in der Tat bekommt das Innenleben der Familie so den nötigen Raum – die große Stärke der Jubiläumsfolge. Schonungslos wird gezeigt, wie eklig, schmutzig und niederträchtig das Leben in solch kriminellen Strukturen ist.

Statt einer Glorifizierung, wie etwa im Hollywoodklassiker “Der Pate” (1972), bekommt der Zuschauer die nackte Wahrheit gezeigt. Erst winkt das große Geld, dann lauert beim kleinsten Fehler der Tod. In Sachen Brutalität legt der zweite Teil noch einmal eine Schippe drauf, weshalb Fans seichterer Unterhaltung eher weniger Freude haben werden. Alle anderen dürfen sich auf die Fortsetzung eines würdigen Jubiläums-“Tatorts” freuen, dessen Ende die meisten überraschen wird…

(amw/spot)

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