Hurts: “Deutschland ist für uns wie eine zweite Heimat”

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Sänger Theo Hutchcraft (l.) und Instrumentalist Adam Anderson bilden das Duo Hurts. / Quelle: Hurts

Mit ihrem fünften Album “Faith” melden sich Hurts am 4. September 2020 zurück – und das düsterer als je zuvor. Das britische Pop-Duo veröffentlicht elf Songs von elektronisch-melodisch bis klaustrophobisch. Sänger Theo Hutchcraft (34) und Instrumentalist Adam Anderson (36) sagen von sich selbst, sie würden so gut wie eh und je harmonieren. Weshalb sich die beiden als Duo seit rund 15 Jahren in dieselbe Richtung entwickeln, was es mit den neuen, unheimlichen Klängen auf sich hat und wieso Deutschland “wie eine zweite Heimat” für sie ist, erzählen die beiden im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news.

Ihr neues Album heißt “Faith”, zu Deutsch “Glaube”. Was hat es damit auf sich? Was bedeutet Glaube für Sie?

Theo Hutchcraft: Das Album “Faith” bezieht sich darauf, dass wir erst einmal wieder lernen mussten, an uns selbst zu glauben. Als wir anfingen, an dem neuen Album zu arbeiten, mussten wir herausfinden, in welche Richtung es gehen soll. “Faith” bezieht sich aber auch auf die Tatsache, dass es Menschen gibt, die immer an uns geglaubt haben – über all die Jahre. Diese Menschen haben uns die Chance gegeben, dieses Album zu machen.

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Adam Anderson: Glaube bedeutet für jeden etwas anderes. Für mich persönlich steht das Wort dafür, Glauben an sich selbst zu haben. Jeder Tag ist eine Herausforderung: Manchmal glaubst du an dich, manchmal nicht.

Gab es Phasen in Ihren Leben, in denen Sie gar nicht mehr an sich geglaubt haben?

Anderson: Ja, die gab es. Ich habe mein Leben lang nach Wegen gesucht, mich gut zu fühlen: Alkohol, Drogen, Sex. Doch wenn das alles nicht hilft, musst du dich mit dir selbst beschäftigen und dich fragen, weshalb du dich so fühlst. Du musst lernen, dich selbst zu verstehen. Und genau darum ging es, als Theo und ich das Album aufgenommen haben. Genau deshalb ist dieses Album so ehrlich und persönlich geworden. Musik hilft mir, mentale Probleme zu bewältigen. Ich fühle mich besser, wenn ich Musik mache und dabei meine Gefühle mit einbringen kann. Ich identifiziere mich mit unserer Musik.

Hutchcraft: Es gab viele Momente in der Vergangenheit, und auch heute gibt es diese Momente, in denen ich nicht an mich selbst geglaubt habe. Aber diesen Punkt musst du als Musiker überwinden und einfach weitermachen. Ich denke, wir alle – ob Musiker oder nicht – kommen mal an den Punkt, an dem wir nicht mehr an uns glauben. Wir alle fühlen uns mal unsicher. Aber ich denke, wir haben alle die Kraft, etwas zu erreichen.

Spüren Sie einen Erfolgsdruck auf sich lasten? Songs wie “Wonderful Life” und “Stay” waren schließlich riesige Hits.

Anderson: Wir denken schon seit langem nicht mehr darüber nach, ob wir weitere Erfolge mit unserer Musik feiern können. Kein Druck. Entweder die Leute mögen sie oder sie mögen sie eben nicht.

Hutchcraft: Natürlich sind wir sehr stolz auf den Erfolg von “Wonderful Life”. Aber unser Ziel war es immer, gute Musik zu schreiben. Der kommerzielle Erfolg stand nie im Vordergrund. Es ist dennoch großartig, dass Leute mich auf der Straße auf den Song ansprechen und mir erzählen, wie großartig sie ihn finden. Auch im Radio läuft der Song immer wieder mal.

Wie kommt es, dass Sie beide seit etwa 15 Jahren als Duo so gut harmonieren? Es scheint fast, als hätten Sie eine Symbiose, wenn Sie erzählen, Ihre Musik spiegelt Ihr Innerstes wider.

Hutchcraft: Wir arbeiten einfach gerne zusammen und haben dieselben Vorstellungen. Das Geheimnis ist, gut zu kommunizieren und zusammen Spaß zu haben. Wir schauen immer, was das Beste für uns als Band und unsere Musik ist.

Anderson: Als wir dieses Album aufgenommen haben, waren wir beide in derselben Verfassung, hatten dieselben Denkweisen. Unsere Beziehung zueinander ist derzeit fester als je zuvor. Wir sind wirklich verbunden. Wir haben beide in den vergangenen Jahren einiges durchgemacht und das verarbeiten wir in unseren Songs. Wir haben noch nie darüber nachgedacht, getrennte Wege zu gehen. Wir finden beide, dass wir etwas Besonderes haben. Wir teilen dieses großartige Leben als Künstler.

Zu diesem großartigen Leben als Künstler zählen Touren und zahlreiche Auftritte. Auch in Deutschland waren Sie schon viel unterwegs. Wie denken Sie über Deutschland und die deutschen Fans?

Anderson: Bevor wir überhaupt in London aufgetreten sind, waren wir schon in Berlin. Wir fühlen uns mit Deutschland sehr verbunden. Vor allem unser erstes Album war ein voller Erfolg in Deutschland. Ich denke, unsere Songs “Wonderful Life” und “Stay” kamen in Deutschland genau im richtigen Moment zur richtigen Zeit.

Hutchcraft: Die Deutschen sind sehr gastfreundlich. Zu unseren deutschen Fans haben wir eine großartige Verbindung. Sie gehörten zu den ersten, die unsere Musik schätzten. Deshalb ist Deutschland für uns wie eine zweite Heimat.

(sob/spot)

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