LaBrassBanda wollen einen Weltrekord aufstellen

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LaBrassBanda veröffentlichen am 24. Juli ihr neues Album “Danzn”. / Quelle: David Königsmann

LaBrassBanda wollen schon länger nicht mehr nur als bayerische Band gelten. Im Jahr 2013 nahmen sie mit ihrem Song “Nackert” am deutschen Vorentscheid des Eurovision Song Contests teil und waren im Jahr 2017 auf Welttournee. Am Freitag (24. Juli) erscheint nun ihr neues Album “Danzn”.

Mit ihrer einwöchigen Biergarten-Tour, die am Freitag in Reit im Winkl startet, wollen sie einen Weltrekord aufstellen. Wie genau, verraten Frontmann Stefan Dettl, Schlagzeuger Manuel Da Coll und Bassist Fabian Jungreithmayr im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news. Außerdem sprechen die Musiker über die Corona-Krise, den Eurovision Song Contest, den Ausfall der Wiesn und warum ihnen die “Black Lives Matter”-Bewegung so wichtig ist.

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Ihr neues Album heißt “Danzn”. Wo tanzen Sie denn am liebsten?

Manuel Da Coll: Wenn es irgendwo nach den Konzerten eine Pole-Dance-Stange gibt, dann kann es gut sein, dass man einen von uns dort tanzen sieht. Sonst spielen wir ja viele Bierzelt-Touren und nach unserem Programm gibt es immer noch Disco-Party an der Bar. Da sieht man dann auch den ein oder anderen von uns tanzen.

Mit dem neuen Album wollen Sie ein Stück weit Klischees aufbrechen und nicht nur als bayerische Band gelten. Warum?

Stefan Dettl: Wir genießen natürlich Bierzelt, Biergarten, Biertrinken, Maibäume und den ganzen Spaß. Aber genauso gehört zu uns auch das Entdecken der Welt, wir wollen andere Menschen und Kulturen kennenlernen. Diese Kombination ist uns sehr wichtig. Wir möchten nicht als die bayerische Band verstanden werden, die nur im Bierzelt ist. Wir spielen Konzerte auf der ganzen Welt.

Ihren Wurzeln wollen Sie dennoch treu bleiben. Was ist Ihnen da besonders wichtig?

Dettl: Dass wir so sein dürfen, wie wir sind, und uns nicht verstellen müssen. Das ist das Allerwichtigste. Natürlich gibt es immer wieder auch TV-Auftritte, bei denen wir uns fragen, ob das zu uns passt. Vor dem ESC-Vorentscheid 2013 haben wir beispielsweise viel diskutiert. Wir hatten viele Vorurteile und dachten, das ESC-Publikum brauche eine Show und ein Glitzerkleid, aber das war gar nicht der Fall. Die Leute, die wir kennengelernt haben, waren einfach totale Musikliebhaber. Dann haben wir uns auch ganz wie wir selbst gefühlt.

Würden Sie denn nochmal beim ESC mitmachen?

Da Coll: Für uns spricht eigentlich nichts dagegen. Als Zuschauer hat es uns in den letzten Jahren allerdings nicht mehr so umgehauen. Deutschland gibt sich so viel Mühe, dass der ESC-Teilnehmer wirklich Erfolg haben muss und nicht einfach nur etwas Lustiges oder Abgefahrenes aus dem Land transportiert. Oft genug hat ja der verrückteste Beitrag beim ESC gewonnen. Deutschland hat in den letzten Jahren aber ein System geschaffen, in dem man versucht hat, auf Biegen und Brechen noch einmal den Erfolg von Lena Meyer-Landrut zu erreichen. Meiner Meinung nach ist das aber ziemlich nach hinten losgegangen. Wenn Deutschland sich dahingehend wieder mehr öffnen würde, wäre das für alle Musikschaffenden toll.

Sie sind weltweit erfolgreich. Wo haben Sie Ihre verrücktesten Fans?

Dettl: In Dänemark. Da haben wir einmal in einem Club gespielt und jemand kam auf die Bühne und hat mir in die Nase gebissen. Ich habe dann gefragt, was das sollte. Er sagte, das sei ein Wikinger-Ritual. Wen man ganz besonders mag, den beißt man in die Nase. Also dänische Fans sind schon sehr besonders. Die Oberpfälzer sind aber auch verrückt, die lieben das Grausige genauso wie wir.

Wie sehr trifft Sie die Corona-Krise als Band, die sonst sehr viele Live-Konzerte spielt und immer unterwegs ist?

Fabian Jungreithmayr: Es ist natürlich sehr schade. Wir hätten dieses Jahr viele tolle Konzerte gespielt. Zum Glück konnten wir fast alles auf nächstes Jahr verschieben und die Vorfreude ist dann natürlich umso größer.

Dettl: Die Krise trifft natürlich vor allem junge Bands, das ist eine Katastrophe. Schon vor der Krise gab es für sie keine richtige Lobby. Hoffentlich ist Corona ein Ausschlag dafür, dass dahingehend mal etwas passiert. Politisch ist die Frage, ob Bayern überhaupt Lust hat, eine Gegenwartskultur zu fördern und nicht nur die alten Trachten und Lederhosen. Wir würden uns wünschen, dass für die jungen Bands und die junge Kultur mehr Sensibilität geschaffen wird.

Wie haben Sie Ihre freie Zeit während des Lockdowns genutzt?

Da Coll: Ich kann jetzt sieben Varianten von Hefeteig. Ich habe sehr viel gekocht, gebacken und gegärtnert. Alles, was ich in den letzten Jahren nie gemacht habe. Wenn dann hinterher noch jemand sagt, dass es geschmeckt hat, ist es wenigstens ein kleiner Trost dafür, dass man sonst momentan keinen Applaus bekommt.

Die Wiesn fällt in diesem Jahr aus. Meist haben Sie auch dort Auftritte. Wie sehr wird Ihnen das Oktoberfest in diesem Jahr abgehen?

Dettl: Daran verschwende ich fast keinen Gedanken. Es gibt bestimmt auch genügend kleinere Ersatzveranstaltungen.

Da Coll: Die Wiesn ist was Schönes für München, aber auch eine recht anonyme Veranstaltung. Es ist natürlich toll, dass so viele Leute von außen kommen und das Oktoberfest besuchen wollen. Aber viel tragischer ist die Situation für die kleineren Volksfeste. Da fühle ich mehr mit.

Zur Ankündigung Ihrer Biergarten-Tour haben Sie auf Instagram das Hashtag #weltrekordversuch gesetzt. Was hat es damit auf sich?

Dettl: Wir haben keine Band gefunden, die in sieben Tagen 27 Biergärten bespielt hat. Insofern haben wir uns gedacht, dass wir einen Weltrekord aufstellen wollen. Wahrscheinlich pulverisiert Josef Menzl, ein bekannter Blasmusikant aus Regensburg, unseren Rekord dann eine Woche später. Aber wir wollen es auf jeden Fall probieren. Wir sind mit Oldtimern unterwegs und haben auch immer den ADAC dabei, der begleitet uns auf der ganzen Tour. In einem Auto gibt es für die Oldtimer auch Ersatzteile, damit wir die Fahrzeuge bei Bedarf wieder schnell flottbekommen.

Sie haben in den sozialen Medien im Zuge der “Black Lives Matter”-Bewegung auf Rassismus aufmerksam gemacht. Warum liegt Ihnen das Thema so am Herzen?

Jungreithmayr: Rassismus ist überall ein Thema, egal ob in Bayern, Österreich oder den USA. Wir wollten uns solidarisch zeigen und nicht still sein. Auch bei unseren Konzerten soll jeder mit jedem feiern können. Es ist egal, woher er oder sie kommt.

Da Coll: Wir wollen als Band dafür stehen, dass man anderen immer die Hand reicht. Das wünscht sich ja auch jeder von seinen Mitmenschen. Wenn man das auf einem Konzert vermitteln kann, hat man schon gewonnen.

(tae/spot)

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